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Unsere Geschichte

Anfänge in Frankfurt an der Oder

 

Das Corps Marchia wurde in seiner heutigen Form am 26.11.1810 in Berlin gestiftet. Die Wurzeln unseres Corps reichen aber noch weiter zurück. Im Jahre 1786 schlossen sich Studenten aus der Mark Brandenburg an der damaligen Preußischen Landesuniversität, der Alma Mater Viadrina in Frankfurt an der Oder, zum märkischen Kränzchen zusammen. Zielsetzung war die Verbindung zu einer festen Korporation in Opposition zu den damals bestehenden, als Geheimbünden organisierten Studentenorden. Auch wenn das junge Kränzchen, teils auch als märkische Verbindung bezeichnet, sich zum Ziel gesetzt hatte, die Vormachtstellung der Orden und ihr Treiben zu unterbinden, so übernahm man von ihnen dennoch einige Gepflogenheiten, wie das Führen eines Zirkels als Erkennungszeichen sowie das Tragen farbiger Kleidungsstücke als Symbol der Zugehörigkeit zur Verbindung. Die Märker wählten dazu Orange und Weiß zur Erinnerung an die Farbe des Hauses Oranien, aus dem die gut 200 Jahre früher verstorbene, aber in Brandenburg-Preußen immer noch hoch verehrte Frau des Großen Kurfürsten, Luise-Henriette, entstammt.

 

Umzug nach und Neugründung in Berlin 1810


In den Folgejahren gründeten sich noch einige weitere Kränzchen an der Universität und das landsmannschaftliche Prinzip wurde nach und nach aufgegeben, so dass Studenten aller Nationalitäten, nicht nur solche aus Brandenburg, Mitglied der Verbindung werden konnten. Der Name Marchia als lateinische Form für die Mark Brandenburg und die Farben wurden aber fortgeführt und bis heute beibehalten.

Als im Zuge der napoleonischen Kriege die Frankfurter Universität geschlossen und nach Breslau verlegt wurde, zog es viele ihrer Studenten nach Berlin. Hier war 1810 unter Ägide Wilhelm von Humboldts die Alma Mater Berolinensis, später Friedrich-Wilhelms-Universität und heute als Humboldt Universität bekannt, begründet worden. Auch ehemalige Märker aus Frankfurt kamen so in die preußische Stadt an der Spree um ihr Studium fortzusetzen und beschlossen am neuen Ort das alte Verbindungsleben wieder aufzunehmen.

Damit ist unser Corps die älteste und traditionsreichste Verbindung Berlins und eine der ältesten Studentenverbindungen überhaupt.

Allmählich setzte sich nun auch die Bezeichnung Corps für die alten landsmannschaftlichen Verbindungen durch. Nach den Siegen in den Befreiungskriegen, an denen auch zahlreiche Märker als Freiwillige teilgenommen hatten, trat – getragen von der vor allem unter Studenten aufgeflammten nationalen Begeisterung – eine neue Art von Verbindung, die Burschenschaft, auf den Plan. Diese stand mit ihrer politischen Forderung nach der Einheit Deutschlands und Eingliederung aller Studenten in scharfer Konkurrenz zu den Corps, die explizit unpolitisch waren und sich auf ihre kleine fest verschworene Gemeinschaft bezogen. Mit dieser Auseinandersetzung, die dem Zeitgeist entsprechend das Blatt zunächst zu Gunsten der Burschenschaften neigte, hatte auch Marchia zu kämpfen. Deshalb schloss man sich 1821 mit einem anderen Corps namens Thuringia zusammen und fügte im Zuge dessen den alten Frankfurter Farben Orange und Weiß als drittes das Gold hinzu. Das heutige Märkerband war geboren.

Das 19. Jahrhundert

In den Folgejahren hatten es Studentenverbindungen immer schwerer und wurden, nachdem ein russischer Diplomat von einem national gesinnten Burschenschafter ermordet worden war, ganz verboten. Die Märker bedienten sich einer Tarnung und überlebten die Verbotszeit als sogenanntes Bierkönigreich. Als sich die politische Lage um die Mitte des 19. Jahrhunderts entspannte, konnte auch Marchia offiziell wieder eröffnen. Bei den Corps setzte nun eine Phase der Konsolidierung von Traditionen und festen Formalien ein, die sich zum großen Teil bis heute gehalten haben. Im Jahre 1848 wurde im Rahmen dieser Verfestigung der Kösener Senioren Convents-Verband, der älteste Dachverband deutscher Studentenverbindungen, benannt nach seinem Tagungsort Bad Kösen (bei Naumburg an der Saale in Sachsen-Anhalt), gegründet. Auch Marchia gehört als Berliner Corps seit der Gründung diesem Verband an.

Im Kaiserreich erlebten die Corps einen rasanten gesellschaftlichen Aufstieg und wurden immer elitärer und prestigeträchtiger. Dies wurde auch durch die Tatsache begünstigt, dass zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, unter ihnen Reichskanzler Otto von Bismarck und Kaiser Wilhelm II, Corpsstudenten waren und die Corps als Kaderschmiede verstanden. Mit dem Prestigegewinn wuchs auch das Bedürfnis der Korporationen nach eigenen Räumlichkeiten, nachdem es seit den Gründungstagen üblich gewesen war, Veranstaltungen in angemieteten Räumen öffentlicher Kneipen abzuhalten. So entstanden zum Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Verbindungshäuser. Marchia erwarb als erste Berliner Verbindung im Jahr 1909 ein eigenes Domizil in der Englischen Straße im Berliner Stadtteil Charlottenburg, in der sich später auch zahlreiche andere Verbindungen ansiedelten.
Diese prosperierende Entwicklung nahm mit Ausbruch des ersten Weltkrieges ein abruptes Ende und das Corps musste seinen Betrieb einstellen, da viele Studenten Kriegsdienst leisteten.

Weimarer Republik und NS-Diktatur

Marchia konnte aber bereits 1918 wieder eröffnen und hatte regen Zulauf, wohl auch weil viele Studenten in den unsicheren Jahren der Weimarer Republik nach vertrauten Formen und zuverlässigen Umständen suchten. Aufgrund dieses stetigen Wachstums wurde das alte Corpshaus zu klein und deswegen wurde im Jahre 1927 ein neues Anwesen in der Nähe des Tiergartens erworben.

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten stellte auch für die Corps eine Zäsur da. Die neuen Machthaber waren gegenüber Studentenverbindungen und ganz besonders gegenüber den Corps sehr misstrauisch und sahen in diesen reaktionäre Zusammenschlüsse, deren Abgrenzung und elitäres Auftreten nach außen nicht ins Bild von der „rassisch definierten völkischen Gemeinschaft“ passen wollte. Bei Marchia kam es in diesen Jahren zu inneren Auseinandersetzungen, die mit dem Beschluss endeten, sich den Gegebenheiten zunächst so weit wie möglich anzupassen um das Überleben der Gemeinschaft zu sichern und sich vor Repressalien zu schützen. Als dann 1935 alle Corps aufgelöst wurden, musste auch Marchia ihre Pforten schließen. Im Geheimen gab es aber immer wieder Versuche, das Corps wieder zu beleben und noch 1942 wurden heimlich verbotene Mensuren ausgetragen.

Seit der Rekonstitution 1951

Nach dem 2. Weltkrieg eröffnete unser Corps im Jahre 1951 wieder seinen Aktivenbetrieb in Berlin, nachdem vorher darüber diskutiert worden war, an eine andere Universität in Westdeutschland zu verlegen, weil man die politische Zukunft des eingeschlossenen Berlins als zu unsicher empfand. Dennoch fiel die Entscheidung letztendlich für den alten Sitz. 1957 konnte das heutige Corpshaus im Berliner Stadtteil Dahlem erworben werden, das in unmittelbarer Nähe der Freien Universität liegt. Gebaut 1907, im Übergangsstil von klassischer deutscher Villenarchitektur und Reform-Landhausarchitektur, unter dem Namen „Villa Drimborn“, steht es seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Seit der Wiederbegründung hat bei Marchia ein ununterbrochener Aktivenbetrieb stattgefunden und im Jahre 2010 konnte mit einem großen Fest das 200-jährige Bestehen unseres Corps gefeiert werden.

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